Mit dem Cadillac CTS-V etablieren die Amerikaner hierzulande ein Fahrzeug, welches bei Weitem mehr ist, als nur ein Muscle Car. Im Gegenteil.
Auf über fünf Meter erstreckt sich die weiße Schönheit, gespickt mit liebevollen Details und einem Antlitz, das auf deutschen Straßen nicht allzu oft angetroffen wird.
Wir begrüßen in diesem Bericht ebendiese Hochleistungslimousine im perlmuttweißen Dress.
Das Design des Cadillac CTS-V
Beim Blick auf die Front fällt unweigerlich auf, dass die Designer den Fokus hier nicht nur auf Sportlichkeit gelegt haben. Unique wirkend, fasziniert der Cadillac mit grimmiger Mine und leicht irrem Blick.
Massive Lufteinlässe dominieren derweil die Front, während die formschön integrierten Scheinwerfer ein markantes, vertikal verlaufendes LED-Band zur Schau stellen.
Auf der stark konturierten Motorhaube wartet der CTS-V mit einem recht zarten „Power-Dome“ auf. Hierauf sind aus Carbon gefertigte Luftauslässe beheimatet, die eine herrliche Liaison mit dem Frontsplitter eingehen.
Schaut man sich die Seitenpartie des Cadillac CTS-V an, so fällt die schiere Größe dieser Limousine besonders auf. Auf 5,05 Meter erstreckt sich der Amerikaner und präsentiert eine spannende Dynamik, welche durch die nach hinten ansteigende Designlinie realisiert wird. Noch spannender ist dabei der Umstand, dass der hintere Türgriff in diese Linie integriert wurde und folglich höher sitzt als der vordere.
Apropos Türgriff: alle Viere sind dezent illuminiert, was nicht nur gut aussieht, sondern Fahrer und Passagiere bei Dunkelheit unterstützt.
Aufgrund der recht massiven Erscheinung wirken die 19-Zoll-Räder fast schon etwas klein, doch verhindern sie gleichzeitig jeden Anflug von Poser-Allüren.
Am Ende wartet die US-Limousine mit einem schicken Abschluss auf, der aus unserer Sicht als absolut CI-konform einzustufen ist. Die klassischen Proportionen einer Limousine wurden konsequent beibehalten und so wird dem Betrachter ein schickes Stufenheck samt integriertem Spoiler dargeboten. Damit auch der rassige Charakter nicht vernachlässigt wird, zeugt die Vierrohr-Abgasanlage von entsprechender Potenz.
Im Innenraum des Cadillac CTS-V erwarten Fahrer und Passagiere eine speziell gecleante Atmosphäre, die von Unmengen Alcantara dominiert wird. Eine Hommage an den Rennsport, möchte man meinen. Das vordere Gestühl aus dem Hause Recaro ist gut gepolstert und vermittelt ordentlich Seitenhalt. Spannend: Die Korrespondenz mit den Parksensoren. Nähert man sich einem Objekt oder droht eine Kollision, vibriert der gesamte Fahrersitz.
Der Blick fällt indes auf ein mit spezieller Grafik versehenes Cockpit, während die Mittelkonsole das „V“ im Namen aufzugreifen scheint. Es sind vor allem die kleinen Dinge, die hier gefallen.
Haptisch überragend ist derweil das dick gepolsterte Lenkrad, welches in unserem Test durchweg positive Kritik für sich verbuchen konnte. Wird doch häufig diese wichtige Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine vernachlässigt, können wir hier nur anerkennend applaudieren. Dem Komfort zuträglich ist zudem die eifrige Lenkradheizung.
Auf den hinteren Plätzen geht es ebenfalls recht luftig zu, wenngleich der Seitenhalt in zügig gefahrenen Kurven etwas ausgeprägter sein dürfte. Weniger Kritik gibt es beim Kofferraum, dessen Ladevolumen akzeptable 447 Liter beträgt.
Von technischen Raffinessen und modernen Features
Auf der technischen Seite bietet der Cadillac ein nicht zu verachtendes Potpourri an Ausstattungen, welches ihn auch in hiesigen Gefilden auf Höhe der Zeit holt. Die Cadillac User Experience – kurz CUE – wartet mit einem 8-Zoll-Touchscreen samt Navigationssystem und Echtzeitverkehrsinformationen auf, auch die Smartphone-Integration funktionierte im Test reibungslos. Letzteres lässt sich übrigens kabellos im Fahrzeug aufladen.
Das Head-Up-Display ist beim Cadillac CTS-V serienmäßig an Bord und lässt sich auch bei Sonneneinstrahlung bestens ablesen.
Assistenzsysteme sind in der heutigen Zeit überaus relevant für eine breite Käuferschicht, weshalb auch die V8-Limousine unter anderem mit Verkehrszeichenerkennung, einem Fernlicht- und Totwinkel-Assistent sowie einem Spurhaltesystem und einem Querverkehrswarner vorrollt.
Übrigens: Sitzheizung ist im Cadillac CTS-V nicht nur der ersten Reihe vorbehalten, auch die Fondpassagiere kommen in den Genuss dieses wohltuenden Features.
Das Bose Soundsystem sorgt auf langen Strecken für akustische Untermalung und hat durch die üppige Resonanzfläche im Cadillac leichtes Spiel, den Innenraum angemessen zu beschallen. Der etwas stärker ausgeprägte Tieftonbereich kann übrigens mittels Equalizer für sensible Hörer kompensiert werden.
Interessant: Die sogenannte Rückspiegelkamera gewährt auch bei voller Besetzung des Cadillac CTS-V einen freien Blick nach hinten. Einmal daran gewöhnt, lernt man dieses Feature schnell lieben.
Repetitive Rauscherlebnisse
Viel eindrucksvoller sind nur noch die Inneren Werte dieses Fahrzeugs. Aus 6,2 Liter Hubraum schöpft dieser zwangsbeatmete Motor – der übrigens aus der Corvette Z06 stammt – 649 PS und stellt ein maximales Drehmoment von 855 Newtonmetern bereit. Im Vergleich zu seiner hiesigen Konkurrenz müssen alleine die Hinterräder diese Kraft verwalten.
Die Beschleunigung in Worte zu fassen, ist wahrlich nicht einfach. Wir können jedoch sagen, dass betriebswarme Reifen und eine trockene Fahrbahn nahezu unabdingbar sind, um die volle Leistung dieser Hochleistungslimousine auf die Straße bringen zu können.
Dann ist Vortrieb immer gegeben, in jedem Geschwindigkeitsbereich. Fahrer und Passagiere werden in die feinen Recaro´s gepresst und das Heulen des Kompressors ist ein ständiger akustischer Begleiter – mit Suchtpotential!
Dabei wirkt das über fünf Meter lange Geschoss auch auf der Landstraße nicht etwa klobig, sondern vielmehr handlich, was nicht zuletzt der ziemlich präzisen Lenkung zu verdanken ist.
In urbanen Gefilden und insbesondere in Parkhäusern gilt es, Vorsicht walten zu lassen. Cadillac spendierte dem „V“ dankbarerweise eine sogenannte CurbView Bordsteinkamera, sodass die kostspielige Carbon-Lippe bei Nutzung selbiger möglichst unbeschadet bleibt.
Der Cadillac CTS-V auf langer Strecke
Besonders spannend ist der Umstand, dass diese Limousine weit mehr kann, also nur schnelle Zwischenspurts einzulegen. Wir haben den Cadillac CTS-V über viele hundert Kilometer gefahren und können ein sehr zufriedenstellendes Fazit ziehen.
Dank adaptivem Magnetic Ride Fahrwerk geht es im Fahrmodus Comfort sehr ausgeglichen zur Sache, auch unzulängliche Bodenbeläge sind für die Limousine aus Übersee keine Herausforderung und so bringt der CTS-V seine Menschenfracht auf Wunsch auch stressfrei ans Ziel.
Möchten wir uns abschließend noch dem Thema Kraftstoffkonsum widmen. Wir konnten einen Verbrauch von 11,8 Litern Super konstituieren, was in Anbetracht des Gebotenen freilich in Ordnung geht. Natürlich dürften Sportfahrer mit 15 Litern kalkulieren, während Vollgasfahrten einen empfindlichen Mehrverbrauch nach sich ziehen.
Fazit – High-Performance built in USA
Am Ende des Tages bleibt der Eindruck – und er bleibt lange. Die Zeiten sind vorbei, dass eine achtzylindrige Limousine noch zum täglichen Straßenbild gehört und so ist auch der Cadillac CTS-V einer der Letzten seiner Art.
Wehmütig werfen wir noch einen letzten Blick auf den in Crystal White Tricoat lackierten Boliden, bevor er uns wieder verlässt. Einen Platz in unserem Herzen hat der „weiße Räuber“ in jedem Fall sicher.
Fotografien: FYLE
Kamera: Canon EOS 6D