Lamborghini Huracán Evo Spyder – Eternal Flame

Er stammt aus einer kleinen Gemeinde im Herzen Bolognas, trägt einen V10 im Heck und hört auf den Namen Lamborghini Huracán Evo Spyder.

Als offenes Derivat der nochmals nachgeschärften Huracán-Reihe präsentiert er sich – wie auch alle anderen Modelle der Marke – weit abseits des Mainstream, wirkt gewissermaßen oldschool, doch gleichzeitig so filigran und modern.

Wir drehen mit dem imposanten Kunstwerk aus Sant´Agata Bolognese die ein oder andere Runde und genießen einen der letzten verbliebenen Zehnzylinder.

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Wie ein Kampfjet – nur hübscher

Schon beim ersten Blick in natura fällt auf, wie klein der Huracán eigentlich ist. Mit einer Höhe von gerade einmal 1,18 Meter – wohlbemerkt an der höchsten Stelle – kauert der Italiener förmlich über dem Asphalt und scheint alles zu inhalieren, was sich ihm in den Weg stellt. Im Vergleich zu den größeren Aventador-Modellen wirkt der Zehnzylinder sehniger und weniger klobig, offeriert aber dennoch ebendiese martialische Ästhetik, die man an einem Lamborghini nur lieben kann – und die von Kunden in aller Welt geschätzt wird.

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Ein Blick auf die Seite unterstreicht den austrainierten Eindruck abermals. Die mattgoldenen Felgen verleihen dem V10 eine optisch exponierte Stellung, betonen wiederholt die Extrovertiertheit eines Supersportwagen made in Italy. Dieser „Keil-Look“, der jedem Lambo innewohnt, begleitet auch den Huracán. Das Heck unterscheidet sich deutlich vom klassischen Derivat ohne Evo-Zusatz, denn hier gibt es Rennsportflair pur. Die Endrohre sind weit oben im Stoßfänger angeordnet, zeugen von schier unendlicher Potenz und sorgten nicht selten für erstaunte Gesichter.

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Das Repertoire an Farben scheint bei Lamborghini gen Unendlichkeit zu streben. Blu Uranus Matt – so heißt das helle und zugleich tiefgründige Blau unseres Testwagens. Eine Farbe, die jugendliche Frische ausstrahlt und doch zum Nachdenken anregt. Am Tage so blau, wie das Meer, zeigt diese besondere Lackierung bei Nacht einen Facettenreichtum, der von Jadegrün über mattes Anthrazit bis hin zu tiefem Königsblau changiert.

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Nach dem Öffnen der Türen – Scherentüren bleiben den V12-Modellen vorbehalten – darf der olfaktorisch ansprechende Innenraum als Kommandozentrale des brutalen Supersportlers gelten. Der Zentralbildschirm misst 8,4 Zoll und wurde hochkant verbaut und bedarf keiner großen Erklärung hinsichtlich dessen Bedienung. Auch die Tachoeinheit wurde volldigital ausgeführt – ein kleiner Wermutstropfen für Freunde analoger Drehzahlmesser. Die Ablesbarkeit ist indes sehr gut.

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Natürlich ist der Lamborghini Huracán Evo Spyder ein reiner Zweisitzer und Personen über 1,85 Meter sollten idealerweise im Vorfeld einmal probesitzen, um die persönliche Befindlichkeit abzuklopfen. Keine zwei Meinungen gibt es hinsichtlich der Materialauswahl und der Verarbeitungsqualität. Hier spielt der V10-Spyder ganz vorne mit und die Kombination aus hellem Nappaleder und dunklen Carbon-Einlagen harmoniert bestens mit dem mystisch blauen Außenkleid.

Der Kofferraum liegt standesgemäß vorne und bietet ein Volumen von 100 Litern. Der Weekender aus feinem Saffiano-Leder passt hier genauso hinein, wie zwei Daunenjacken und die Bordverpflegung. Bei ausgedehnten Shoppingtouren muss eventuell die ein oder andere Errungenschaft in den Beifahrerfußraum ausweichen.

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Und er will sagen: „Sono più forte di te!“

Schon der erste Druck auf den Startknopf entfacht ein akustisches Feuerwerk, beginnend mit einem markanten Aufbrüllen des V10 und gefolgt von einem sonoren Grollen, das als permanente Begleitung gelten darf und die Performance um eine weitere Facette ergänzt. Als möchte er von vornherein jedem einzelnen aus seinem Umfeld mitteilen: „Ich bin stärker als du!“

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Natürlich gibt es hier einen bedeutenden Unterschied, in welchem Fahrmodus der Italiener unterwegs ist. Dieser Fahrmodusschalter direkt am Lenkrad fungiert als eine Art Temperament-Regler, der sämtliche Eigenschaften auf Tastendruck verändert. Im Strada-Modus bleibt der Lambo fast schon zurückhaltend, gibt eher den Phlegmatiker und verrichtet seine Arbeit ohne Murren und akustisch reserviert.

Im Sportmodus ändert sich dies bereits massiv und der Huracán spannt seine Muskeln an. Der Sound wird heiserer, die Gasannahme wacher. Und gewissermaßen kommt hier nun ein waschechter Sanguiniker durch, der in seinen Wesenszügen auch den ein oder anderen Krawall nicht scheut.

Im Corsa-Modus bricht dann ein regelrechtes Gewitter über Passagiere und Umwelt herein. Zügellos und verrucht massakriert der Italiener den Asphalt, lechzt nur so nach der nächsten Herausforderung, ganz gleich, ob Kehre, Kurve, lange gerade. Hier möchte der V10 gefordert werden, möchte sein Potential aller Welt zur Schau stellen und schert sich weder um Sitten, noch um etwaige moralische Verfehlungen. Herrlich frech läuft dieses Temperament Gefahr, auch den Fahrer zu infizieren, was nicht selten dazu führt, dass die Ausfahrt länger dauert, als eigentlich geplant war.

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Im Herzen ein echter Rocker

Die nackten Zahlen sprechen dabei eine so eindeutige Sprache: In gerade einmal 3,1 Sekunden sprintet das kantige Wesen aus dem Stand auf 100 km/h, während der Vortrieb erst jenseits der 325 Stundenkilometer endet. Lamborghini lässt es sich nicht nehmen und gibt genau diesen Wert an. Voller Stolz überlässt die Nobelschmiede den Kunden die Möglichkeit, die exakte Endgeschwindigkeit selbst herauszufahren. Ein Statement. Wir jedenfalls können sagen, dass 334 km/h das Maximum des für uns Machbaren darstellte.

Wie das geht? Nun ja, ein 5,2 Liter großer V10 ohne Zusatzstoffe generiert im Evo 640 PS. Und damit das Hochdrehzahlkonzept auch aufgeht, liegt ebendiese Leistung bei unglaublichen 8.000 Umdrehungen pro Minute an. Weil auf Italienisch alles so viel schöner klingt, trägt auch das Getriebe den verheißungsvollen Namen „Lamborghini Doppia Frizione“ – ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gänge, welches in jeder Lebenslage zu überzeugen weiß. Sanfte Wechsel oder brutale, schussartige Sprünge sind hier möglich. Unser blauer Protagonist verfügt über einen vollvariablen Allradantrieb, der während unserer Ausfahrten perfekte Traktion gewährleistete.

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Puristen aufgepasst: Es gibt eine noch ungefiltertere Variante des V10-Spyders, die den Namenszusatz RWD trägt. Dann ist der Allradantrieb passé und der Stier wird nur über die Hinterläufe angetrieben. Für die einen ein Tanz auf dem Vulkan, für die anderen die Verkörperung inbrünstiger Leidenschaft, um mit der Straße noch mehr zu verschmelzen.

Es ist traurig, aber wir möchten es dennoch erwähnen. Der Lamborghini Huracán Evo Spyder gehört einer aussterbenden Gattung an, ist stark bedroht und vielleicht auch deshalb interessanter denn je. Zusammen mit dem Audi R8, dem Konzernbruder aus Süddeutschland, kämpft der Italiener auf einsamem Posten. Doch die Zeiten, als potente Zehnzylinder noch zu den exklusivsten Motorisierungen gehörten, sind noch nicht vorbei. Ganz gleich, ob Audi oder Lamborghini, die Nachfrage ist ungebrochen, der Verkaufszahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Möge der V10 alle Krisen überstehen und weiterhin für leuchtende Augen sorgen.

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Fazit zum Lamborghini Huracán Evo Spyder

Für all diejenigen, die einen Faible für Leidenschaft und Ästhetik haben. Diejenigen, die enorme Performance aus frei atmenden, großvolumigen Motoren zu schätzen wissen. Und diejenigen, welche die Straße zu romantisieren wissen, werden die Lamborghini Huracán Evo Spyder begehren – immer und immer wieder.

Als Spyder bringt der Italiener Mensch und Maschine noch näher zusammen. Ein Traumwagen, der in all seinen Facetten fasziniert und in Summe kaum Platz für Kritik bietet. Wer so ein Fahrzeug als unpraktisch ansieht, gehört definitiv nicht seiner Zielgruppe an. Hier spielen andere Parameter eine Rolle.

Das auf Wunsch ungezügelte Temperament eröffnet ungeahnte Dimensionen und definiert ganz nebenbei den Grenzbereich neu. Locker, lässig und mit einer Stilsicherheit, wie sie nur ein Italiener im Stande ist, innezuhaben, bahnt er sich seinen Weg in die Herzen der Kunden. Bitte nicht über Vernunft nachdenken. Es ist ein Lamborghini.

Fotografien: FYLE
Kamera: Canon EOS 6D

Redaktion

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